Die Außenwand eines Gebäudes ist Schutz und Visitenkarte zugleich. Die „dritte Haut“ (nach der Kleidung) muss einerseits gut aussehen, andererseits der Witterung standhalten und einen Beitrag zur Wärmedämmung leisten. Das alles muss wirtschaftlich sein, zum Beispiel unter dem Gesichtspunkt einer langen Haltbarkeit. Und nicht zuletzt rücken zunehmend Aspekte des Umwelt- und Gesundheitsschutzes in den Vordergrund. Moos, Pilze und Algen an der Fassade sind nicht schön, aber niemand möchte in einer Wolke von Pestiziden leben. Sie haben Ihren perfekten Putz oder Außenanstrich gefunden? Sehr gut. Jetzt geht es darum, sich aus der Uniformität einer Reihenhaussiedlung herauszuheben.
Zuerst bei der Gemeinde fragen
Baurecht ist in Deutschland kompliziert. Nicht nur bei denkmalgeschützten Bauten oder Siedlungen gibt es Einschränkungen. In einer Straße mit lauter roten Backsteinbauten wird eine Villa Kunterbunt nicht genehmigt werden. Erkundigen Sie sich bei der zuständigen Behörde, zum Beispiel beim Bauamt, nach den Vorschriften für Ihre Straße. Eine präzise Auskunft bekommen Sie, wenn Sie schon konkrete Vorstellungen präsentieren können, also etwa eine bestimmte Farbe. Vielleicht kann auch ein örtlicher Malerbetrieb helfen. Sichern Sie sich in jedem Fall ab, bevor Sie einen Auftrag erteilen. Sonst heißt es nachher „außer Spesen nichts gewesen“.
Kreative Ideen professionell umsetzen lassen
Einfach nur Farbe ist Ihnen zu langweilig? Sie sprudeln über von kreativen Ideen? Dann denken Sie doch einmal darüber nach, zumindest Teile der Außenfassade von einem professionellen Künstler gestalten zu lassen. Tipp: Binden Sie die Hausnummer großflächig ein. Rettungsdienste wissen das zu schätzen. Wenn es keine Genehmigung gibt für eine individuelle Gestaltung des ganzen Hauses, dann doch vielleicht zumindest für die Garage. Lassen Sie sich inspirieren von Fassadenmalerei, fotorealistischen Wandbildern für den Außenbereich oder Illusionsmalerei, die als 3D-Graffiti unglaubliche Wirkungen erzielen kann. Geschickt geplant und ausgeführt, verschmelzen die tatsächliche Fassade und das Bild auf einer zweidimensionalen Fläche zu einer räumlichen Scheinarchitektur, die den Durchblick in den Himmel oder in Fantasy-Welten eröffnet. Und natürlich ist jedes Kunstwerk, das der Fassadengestaltung angepasst wird, ein Unikat – der Effekt funktioniert nur mit diesem Haus an dieser Stelle.
Prävention gegen illegales Sprayen
Viele Privatleute, Firmen und öffentliche Auftraggeber entscheiden sich für Fassadenkunst als Prävention gegen Graffiti-Schmierereien. Die Bahn lässt Unterführungen oder Schalthäuschen mit Motiven aus der Welt der Eisenbahn gestalten, Unternehmen entdecken dreidimensional wirkende Kunst als gelungene Außenwerbung. Die Stadt Frankfurt am Main gab vor einigen Jahren den Bauzaun rund um den Neubau der Europäischen Zentralbank für Graffiti-Künstler frei und sparte damit vermutlich eine Menge Geld. Ein Polizeisprecher bezifferte die gemeldeten Schäden durch Graffiti in Frankfurt auf seinerzeit (2014) 763.000 Euro – bei einer vermutlich sehr viel höheren Dunkelziffer, weil viele Geschädigte sich angesichts geringer Aufklärungsquoten gar nicht erst an die Polizei wenden. Selbst Straftäter haben einen Ehrenkodex: „Going over“ oder „crossen“, also das Übermalen vorhandener Werke, ist unter Sprayern verpönt – ausgenommen, ein minderwertiges Werk wird mit Besserem übersprüht. Aber das dürfte bei stilsicherer Fassadengestaltung ausgeschlossen sein.
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